Hier bekommen Sie einige Informationen darüber, warum ethisch-nachhaltige Geldanlagen entstanden sind, wie sie sich in ihrer Geschichte entwickelt haben und welche Anlagemöglichkeiten sich in diesem Rahmen bieten.
Ethische Überzeugungen auf Basis der Religion dienten schon lange als Grund für eine nachhaltige Kapitalanlage, doch ergaben sich historisch in den letzten Jahrzehnten etliche Entwicklungen, die zur weiteren Verbreitung nachhaltiger Investments beitrugen.
Vom sozialen Aspekt betrachtet gaben z.B. Kinderarbeit und Konflikte wie der Vietnamkrieg in den 1960er Jahren Anlass zu verstärkter Nachfrage nach nachhaltigen Investments.
In ökologischer Hinsicht herrschte bis in die 1960er Jahre in den Industrienationen der Glaube an die allmächtige Technik vor, in den 1970er Jahren kamen dann erste Zweifel an der Tragfähigkeit des Ökosystems auf. In den 1980er Jahren schließlich spielte das Thema Umwelt angesichts zahlreicher Naturkatastrophen eine immer größere Rolle und es entstand eine Ökologie-Debatte.
Der einsetzende Klimawandel ist heute unumstritten. Die Emissionen der Treibhausgase führen zu einer Klimaerwärmung auf der Erde. Als Konsequenzen drohen der Anstieg des Meeresspiegels und die Überschwemmung von Küstengebieten, das Aussterben Millionen von Arten und Organismen, große unbewohnbare Gebiete, schwere Störungen der weltweiten Nahrungsmittel- und Trinkwasserversorgung, Gesundheitsbeeinträchtigungen und Milliarden von Umweltflüchtlingen.
Ein weiteres zentrales Thema der Nachhaltigkeit ist die Begrenztheit natürlicher Ressourcen und daraus abgeleitet die Notwendigkeit zu nachhaltigem und effizientem Wirtschaften.
Vor diesem Hintergrund entwickelten sich verschiedene ethisch-nachhaltige Selektionskriterien und Strategien, um Nachhaltigkeit bei Kapitalanlagen umzusetzen.
Was kann die ethische Geldanlage in nachhaltige Investments bewirken? Kann sie etwas verändern oder trägt sie nur zu einem reinen Gewissen bei? Was bringen verschiedene Ansätze (Negativkriterien, Positivkriterien, Best-in-Class-Ansatz, Engagement-Ansatz) und welche Folgen haben sie?
Die Wirkung der Kapitalanlage in nachhaltigen Investments wird ausführlich im Buch über ethisch-nachhaltige Geldanlagen erläutert, mit besonderem Bezug auch auf Fonds sowie die Funktionsweise der Nachhaltigkeitsstrategien.
Historisch gesehen begann die Entwicklung nachhaltiger Geldanlagen bei religiösen Bewegungen in den USA im 19. Jh., als bspw. Quäker Investitionen in Rüstungsfirmen vermieden. Anfang des 20. Jh. schlossen u. a. Methodisten auch sog. „sin stocks“, Unternehmen, die im Zusammenhang mit Tabak, Alkohol oder Glücksspiel stehen, aus. 1928 wurde der erste Ethikfonds in den USA, der „Pioneer Fund“, aufgelegt, erst 1971 folgte mit dem „Pax World Fund“ der erste moderne nachhaltige Investmentfonds. Drei Jahre später wurde die erste ethisch-ökologische Bank in Europa, die GLS Gemeinschaftsbank gegründet, erste Windkraftfonds wurden 1989 aufgelegt.
Inzwischen haben sich einige ethische/nachhaltige Aktienindizes/Nachhaltigkeits-Indizes etabliert wie z. B. Natur-Aktien-Index, ÖkoDAX, FTSE4Good, Dow Jones Sustainability Index, MSCI World ESG Index und STOXX Sustainability Indices.
Der SRI-Markt weist in den letzten Jahren ein kräftiges Wachstum auf, von 2005-2007 ermittelte Eurosif ein um Kurszuwächse bereinigtes Marktwachstum in europäischen Ländern von 85,5%, der Marktanteil nachhaltiger Investments in Europa betrug damit 2007 ca. 17,6%. Das Volumen nachhaltiger Publikumsfonds deutscher FDL ist von 2006-2007 deutlich um 105% gestiegen und erreichte damit einen Marktanteil von 0,6%. Im Gegensatz zu den USA, wo bereits jeder neunte Dollar des verwalteten Vermögens in SRI angelegt ist, ist der Marktanteil in Deutschland damit noch relativ gering.
Für die Zukunft wird erwartet, dass das Wachstum aufgrund steigenden Zuspruchs durch private Investoren, insbesondere durch HNWI (High Net Worth Individuals), öffentlichen Drucks durch NRO (Nichtregierungsorganisationen) und Medien, Gesetzgebungsmaßnahmen und höherer Nachfrage durch institutionelle Investoren anhält.
Nachhaltige bzw. ethische Geldanlagen können mittlerweile in fast allen Assetklassen erfolgen. Somit sind verschiedenste ethisch-nachhaltige Geldanlage-Strategien und eine Risikostreuung möglich. Das Angebot wurde in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet, wie ein Marktüberblick über nachhaltige Investments zeigt:
Für sicherheitsorientierte Anleger bieten nachhaltige Banken Sichteinlagen, Spareinlagen, Termineinlagen und auch Sparbriefe an, womit direkt umweltfreundliche oder soziale Projekte finanziert werden. Dies ist teilweise mit einem unterschiedlich hohen Zinsverzicht der Investoren verbunden. Beispielhaft seien die GLS Gemeinschaftsbank und die UmweltBank genannt. Die Investition in Anleihen solcher Banken bzw. nachhaltig wirtschaftender Unternehmen ist ebenfalls möglich. Selbst Staatsanleihen können anhand von Nachhaltigkeitsratings beurteilt werden. Außerdem existieren entsprechende Rentenfonds, die ihre Gelder bei breiterer Risikostreuung in solche Anleihen anlegen. Daneben kann Kapital auch in nachhaltigen Genussrechten investiert werden.
Geldanlagen können zudem in Aktien als nachhaltig betrachteter Unternehmen erfolgen, bei deren Selektion Nachhaltigkeitsratings und Nachhaltigkeitsindizes hilfreich sind. Aktienfonds ermöglichen eine breitere Diversifikation, Mischfonds bestehend aus nachhaltigen Aktien und Anleihen können bei Kapitalanlagegesellschaften ebenso erworben werden. Im Rahmen von Aktien- und Rentenfonds gibt es auch nachhaltige Altersvorsorgeprodukte. Daneben werden nachhaltige Zertifikate gehandelt, wobei der Schwerpunkt auf Themenzertifikaten, die z. B. Titel aus dem Bereich erneuerbarer Energien beinhalten, liegt, aber CO2-Emissionszertifikate sind für Anleger ebenso erhältlich. Eine bei nachhaltigen Investments verbreitete Anlageform sind Direktbeteiligungen, bei denen Investoren wie bei Aktien zu Miteigentümern werden, jedoch auf die jederzeitige Veräußerbarkeit weitgehend verzichten. Direktbeteiligungen auch im Rahmen geschlossener Fonds sind bspw. bei Windkraftparks und Solaranlagen möglich.
Neben solchen klassischen Geldanlagemöglichkeiten gibt es bei Lebensversicherungen ebenfalls zunehmend nachhaltig orientierte Produkte. Seit kurzer Zeit kommen zudem nachhaltige Immobilieninvestments auf. Insbesondere in den USA und in Großbritannien steigt die Nachfrage nach Socially Responsible Real Estate Investment Trusts, sog. Green REITS, in Deutschland existiert diese Anlageform noch nicht. Investiert wird hierbei in nachhaltig gebaute und bewirtschaftete Immobilien. Auch Investitionen in Ackerland und Wald erscheinen unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit in einem neuen Licht.
Eine im Zuge nachhaltiger Investments neu entstandene Anlagemöglichkeit sind des Weiteren Mikrofinanzierungen, eine Branche, die starkes Wachstum aufweist. Anleger können dabei Anteile an Mikrokreditinstituten erwerben, die Kleinkredite an bedürftige Menschen vergeben, um Armut zu bekämpfen.
Aktien sind insgesamt die bevorzugte Anlageklasse, in Deutschland waren 2008 70% des nachhaltigen Anlagekapitals deutscher Finanzdienstleister in Aktien investiert, 21% in festverzinslichen Wertpapieren. Europaweit waren im gleichen Jahr 50% des verwalteten nachhaltigen Vermögens in Aktien und 39% in Anleihen angelegt, bei konventionellen Vermögensanlagen waren es jeweils 39%.
Ausführlichere Informationen zur Entwicklung nachhaltiger Kapitalanlagen und zu den Gründen für die Geldanlage in nachhaltige Investments sind im Buch über nachhaltige Investments zu finden.
Auf dieser Webseite gibt es daraus einzelne Definitionen und Grundlagen zu ethisch-nachhaltigen Investments.